Meine Medialität entwickelte sich, lange unbemerkt, seit meinem 10. Lebensjahr. Natürlich hatte ich immer mal wieder in verschiedenen Lebensbereichen Vorahnungen und scheinbar hörte ich weisende Worte aus dem Irgendwo. Wer hat das nicht? Ich hielt dies jedenfalls für normale Intuition, normalen Instinkt und räumte diesem Phänomen keinen großen Stellenwert ein. Vielmehr freute ich mich, auf diese Weise, dem ein oder anderen Malheurchen entgangen zu sein oder einfach am Ende sagen zu können: ohne überlegen, alles richtig gelaufen.
In den letzten 25 Jahren kam ich intensiv mit den asiatischen Philosophien, Religionen und fernöstlicher Spiritualität in Berührung, deren entspannten Umgang mit dem Tod, mir stets positiv auffiel. In Asien kennen die Menschen zwar auch Trauer, aber der Tod ist eben nicht endgültig. Dem, der geht, wünscht man eine „schöne Wiedergeburt“ und schickt so viel positive Energie wie möglich mit. Auf meinen vielen Reisen habe ich immer wieder Kontakt zu spirituellen Menschen gesucht, deren Lehren, Ansichten und Haltungen mich faszinierten. Egal in welchen Ländern, von Seoul bis Istanbul, ich wurde immer als „Du bist eine von uns“ behandelt. So wurde ich im Januar 2015 in Samarkand mit einer schamanischen, zeremoniellen Weihe in die spirituelle Gemeinde aufgenommen, ohne wirklich zu wissen, was ich damit anfangen sollte, geschweige denn welche Gabe ich haben könnte.
Einige Monate später, kurz nach dem Tod meiner Großtante Veronika, befasste ich mich mit dem Sterben und, was möglicherweise danach kommt. Ich war ein wenig in die Räumung von ihrer kleinen Wohnung involviert. Jeder, der wollte, konnte sich aus ihrem überschaubaren Nachlass ein kleines Andenken mitnehmen. Was mich aber wirklich umtrieb war die Tatsache, dass man das restliche Hab & Gut in Säcke packte und abholen ließ. Das war es, was nach einem 89-jährigen Leben also am Ende passiert und übrig bleibt. Erinnerungen, graue Säcke und eine termingerecht geräumte, leere Wohnung. War es das wirklich oder kommt da doch noch was?
Die folgenden Wochen recherchierte ich voller Elan in alle Richtungen. Die Nahtod-Forschungen von Moody und Kübler-Roß beschäftigten mich ebenso wie Passagen aus der Bibel über die Auferstehung und das ewige Leben sowie die intensiven Trance-Erkenntnisse von Penny McLean und die Bücher von Bernard Jakoby. Die Aufzeichnungen von Jana Haas während ihrer zahlreichen Sterbebegleitungen haben mich geprägt wie auch die Erläuterungen von Prof. Dr. Beat Imhof über das Diesseits und das Jenseits. Ich fand heraus, dass C.G. Jung jedoch allen zuvor kam und die Sache auf folgenden Nenner brachte: „So, dass die Toten sich gewissermaßen nicht an einem anderen Ort befinden als die Lebendigen. Es besteht nur ein Unterschied in der Frequenz der beiden Lebensformen...“
Während der gesamten Aufarbeitung stieß ich auf das Arthur Findlay College in England. Dort werden seit vielen Jahrzehnten Menschen zum Medium ausgebildet. Der Gedanke, die Kommunikation mit dem Jenseits lernen zu können fand ich natürlich spannend. Ich schrieb der Dozentin Jackie Wright, ob ich auch kommen dürfe, wenn ich von Nix eine Ahnung hätte. Sie motivierte mich, in jedem Falle beim Kurs dabei zu sein. Der Januar 2016 im englischen Spukschloss war sehr eindrucksvoll. Wir übten, wie man seinen Verstand ausschaltet, wie man untrügliche Beweise sammelt und wie man Nachrichten aus dem Jenseits empfängt und übermittelt. Es funktionierte, insbesondere weil wir uns untereinander alle fremd waren. Die Studenten kamen aus allen Herren Ländern. Am Ende attestierte mir Jackie, meine Medialität sei schon überdurchschnittlich ausgeprägt und weitere Kurse sollte ich mir sparen. Stattdessen gelte: üben, üben, üben.
Durch eine gewisse Fügung traf ich in München wiederum einige Wochen später Silvia Hollenstein aus der Schweiz, die zwar mit ihrem Big Ben eine ganz andere, nicht minder bemerkenswerte Arbeitsweise hatte, aber in regelmäßigen Abständen einen offenen Zirkel zum Üben anbot. Diese Chance nahm ich mit Handkuss. Ich bin Silvia und allen Teilnehmern sehr dankbar, dass ich bei den unzähligen Abenden mehr Sicherheit gewinnen konnte. Der Zweifel war bis dato mein treuer Begleiter. Mit zunehmender Routine habe ich mich auf Einzelsitzungen fokussiert und habe so manches kleines Wunder erlebt. Die Nachrichten aus dem Jenseits konnten brandaktuell, tiefgründig, lustig, mahnend sein und bezogen sich fast immer ganz individuell auf die Situation des Menschen, der gerade vor mir saß. Diese Ergebnisse sind meine Motivation, meine Gabe interessierten, offenen Menschen zur Verfügung zu stellen, die eine konkretere Nähe zu ihren Lieben im Jenseits suchen oder einfach ihren Horizont erweitern möchten.